Ein Beitrag von Sara Lamowski

Jedes Jahr wird ein Jugendbildungstag für diejenigen Schüler:innen organisiert, die bei PEGASUS ein Denkmal adoptiert haben. An diesem Tag kommen Gruppen aller Klassenstufen an einem besonderen historischen Ort zusammen, um mehr über ihn und seine Umgebung zu erfahren.

„PEGASUS ist seit 1995 ein Programm des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus mit dem Landesamt für Denkmalpflege Sachsen in Kooperation mit dem Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung, dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus, dem Landesamt für Archäologie Sachsen und dem Dresdner Amt für Kultur und Denkmalschutz sowie dem Forum für Baukultur Dresden e. V. Zielgruppe sind alle allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Die schulischen Projekte können im Unterricht oder an einem außerschulischen Lernort und unter Einbeziehung von Kooperationspartnern durchgeführt werden.“
Quelle: www.dresden.de/de/kultur/denkmalschutz/veranstaltungen/pegasus

Dieses Jahr wurde Schloss und Park Pillnitz ausgesucht, um über 100 junge Menschen zu empfangen. In Modulen wie „Geheimnisse der königlichen Schlossküche“, „Barocke Pracht. Ein Lustschloss für August den Starken“ und „Klimawandel in historischen Gärten“ konnten sich die teilnehmenden Schulgruppen außerhalb ihres Kernprojektes in Themen einarbeiten, die mit historischen Ort in Verbindung stehen und Hausmeister oder Gärtnerinnen ein paar Stunden lang begleiten.

Das Denkmalnetz Sachsen wurde gefragt, ob ein anteilig künstlerisches Modul zu den „Chinoiserien“ auf Schloss Pillnitz angeboten werden kann. Eine Herausforderung, die Sensibilität verlangt und der sich die Bildung und Weiterbildung im Denkmalnetz Sachsen gern stellte.

Umgesetzt wurde das Modul „Chinoise Malereien entdecken und Restauratoren über die Schulter schauen.“ - ein Workshop, in dem sich die Schüler:innen in die Zeit ab 1720 hineinversetzten konnten. Pillnitz unterschied sich damals mit dem Renaissanceschloss und der Kapelle sehr von seiner heutigen Erscheinungsform. Das zu dieser Zeit modernste, „chinesisch“ anmutende Wasserpalais mit seinen unverbundenen Nebengebäuden, sollte stilprägend für die gesamte Anlage werden. Sogar der erste Entwurf für die Erweiterung von Schloss Pillnitz von 1720, angefertigt von Matthäus Daniel Pöppelmann, erinnert an den Kaiserpalast in Beijing. Der „chinoise“ Einfluss kann nicht ohne Erklärungen zu damaligen Moden, Adelsrivalitäten, Machtdemonstrationen, Sammelleidenschaften und Wissensständen der Gesellschaft bleiben. Hineinversetzt in eine Zeit, in der die Menschen viel weniger über den fernen Osten wussten, wurden in der frühen Epoche der „Chinamode“, damals „indianische Mode“ genannt, Einflüsse aus China, Indien, der Türkei, Japan und der Mongolei verstanden. Die Vorstellung eines idealen, hierarchisch geordneten Staates mit einem Herrscher an der Spitze, unter dem die Menschen wohlhabend und glückselig leben, galt ebenso als „chinois“. Kein Wunder also, dass August der Starke fast schon verspielte Malereien von Hof- und Alltagsszenen dieser Sehnsuchtswelt in den Kehlen am Wasserpalais und Bergpalais seines Lust- und Spielschlosses aufbringen ließ.

Nach dieser Einführung wurden Zeichenutensilien verteilt und dazu aufgefordert, sich ein Pflanzen- oder Tiermotiv auszusuchen, um es abzuzeichnen. Am besten in Farbe, weil sie die Wirkung der Malereien verstärkt. Konzentriert wurde hingeschaut, Striche zu Papier gebracht, Fotos gemacht und Farben aufgebracht. Wer wollte konnte sich noch ein weiteres Motiv aussuchen, oder, im Sinne der Entstehung der Erzählbänder, eines der Motive heraussuchen und sie in die Ästhetik einer heutigen Mode zeichnen. Einige versuchten sich am Stil von Pokemon, einem nun schon Jahrzehnte anhaltenden und in diesem Kontext überraschend passenden Trend.

Ein besonderes Highlight konnten die Schüler:innen zum Abschluss erleben. Die Restauratorin Susanne Launer gab Einblicke in ihren Beruf. Sie erzählte wie sie Restauratorin wurde und beschrieb die anstehenden Arbeiten bei der Festigung der historischen Farbschichten am Eingang des Bergpalais. Die Schüler:innen hörten viel über ihre Vorgehensweise und die dafür benötigten Werkzeuge. Danach konnten sie noch einiges über die schon durchgeführten Restaurierungen an den Erzählbändern erfahren.

Insgesamt bot das Modul „Chinoise Malereien entdecken und Restauratoren über die Schulter schauen“ eine aktiv-künstlerische Einführung in Schloss- und Kunstgeschichte, politische Gegebenheiten, barocken Zeitgeschmack und den Restauratorenberuf. Was diese kleinen, aber wirkungsvollen Bemalungen auf den Kehlen des Wasser- und Bergpalais so alles über diesen Ort erzählen können…

Möchten auch Sie mit Ihrer Klasse den Erzählungen im Schloss und Park Pillnitz folgen? Oder möchten Sie mehr über die Skulpturen auf Schloss Moritzburg erfahren und sie zeichnerisch begreifen? Haben Sie einen besonderen Ort, der für Ihren Unterricht interessant ist und wünschen sich einen Workshop, der seine vielschichtige Geschichte aufgreift und einen aktiv-künstlerischen Teil beinhaltet?

Melden Sie sich gern unter weiterbildung@denkmalnetzsachsen.de.


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