Beitrag von Lena Lemke


Vom 11. bis 13. Oktober 2024 fand das jährliche Netzwerktreffen der Stadtforen statt – ein Wochenende voller Mut machender Impulse, Diskussionen, interessanter Vorträge und wertvoller Begegnungen. Engagierte Vertreter:innen aus verschiedenen Städten kamen zusammen und tauschten sich über aktuelle Projekte, Herausforderungen und Erfolge aus, mit Fokus auf Bürger:innenbeteiligung und Ehrenamt in der Stadtentwicklung. Das Treffen startete am Freitagabend mit einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung und ging am Samstag mit einem abwechslungsreichen Vortragsprogramm weiter.

Foto: DNS, Lena Lemke und LDS, Freya Döring

Vorträge am Samstag: Ein Tag voller Impulse

Den Auftakt machte Dave Tarassow vom Stadtforum Leipzig mit einem spannenden Einblick in die Geschichte des Wilhelm-Leuschner-Platzes in Leipzig. Er stellte das Engagement der Leipziger Bürger:innen rund um den Platz vor und erklärte, dass das Forum aktiv Ideen zur Gestaltung sowie der historischen Erhaltung des Ortes einbringt.

Im zweiten Vortrag sprach Toralf Zinner über Ehrenamt in der Denkmalpflege. Er berichtete, wie in Leipzig durch das Engagement von Bürger:innen der Abriss denkmalgeschützter Gebäude zunehmend verhindert werden konnte und es den Bürger:innen gelang, Erhalt und Mitgestaltung zu erwirken.

Luise Hahmann setzte den Tag fort mit einem Vortrag über Spinnmühlen und den Herausforderungen, diese industriellen Denkmale zu erhalten. Sie betrachtete den Erhalt der Spinnmühlen als Aufgabe und Chance für kommende Generationen – mit ihren großen Räumen und ihrer Masse an grauer Energie. Als Anlaufstelle zum Erhalt stellte sie die Netzwerkarbeit im Arbeitskreis zur Rettung sächsischer Spinnmühlen vor. Mehr zum Thema Spinnmühlen finden Sie in Kürze in unserer Publikation: SPIN.

Christoph Wendland rückte in seinem anschließenden Vortrag die Bauwende und die Notwendigkeit einer ökologischeren Bauweise in den Fokus. Angesichts der planetaren Grenzen und begrenzten Ressourcen, so seine eindrückliche Mahnung, müsse auch die Baukultur umdenken und nachhaltige Lösungen entwickeln. Er stellte das Konzept der Kreislaufwirtschaft im Bausektor vor – was bedeutet, nicht nur weniger Co2 zu verbrauchen, sondern klimapositiv zu bauen - und regte zum Nachdenken über zukunftsweisende Bauweisen an.

Bertrand Zunker von der JUGHND Dresden sprach über die Erfolge der Dresdner Bürger:innenbeteiligung und die Arbeit der mehrfach ausgezeichneten Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden e. V.eine Initiative Dresdner Bürger:innen, die sich für die archäologische Rekonstruktion der Frauenkirche und den umgebende Neumarkt als historisches Bild und als harmonische, städtebauliche Einheit einsetzt. Als Erfolgsfaktor für das beständige Engagement in der GHND und JUGHND betrachtet er die persönliche Ansprache, Anerkennung, Mitbestimmung und klare Aufgabenverteilung.

Mit dem Stadtforum Zittau stellte Matthias Böhm das Projekt Green Zitty 32+ vor, das die Anpassung der Stadt an den Klimawandel sowie die Revitalisierung von Streuobstwiesen und Gewässern zum Ziel hat, ebensoe wie die Belebung der Innenstadt.

Martin Steudtner berichtete über das Stadtforum Chemnitz, welches sich für die Gestaltung öffentlicher Begegnungsorte im Sinne der Bürger:innen engagiert, während Josy mit ihrem Vortrag zur Ostmoderne für die Wiederverwendung historischer Bausubstanz im Bereich Baudenkmale plädierte.

Johannes Schaefer vom Stadtforum Altenburg stellte das langjährige Engagement vor Ort vor, unter anderem zum Tag des offenen Denkmals, während Anke Wagener und Christian Mansfeld den Entstehungsprozess ihrer Arbeit in Zeitz in den Fokus rückten. Sie wiesen auf die Probleme einer schrumpfenden Stadt hin und beleuchteten Wege, nachhaltige und lebenswerte Wohn- und Arbeitsräume zu schaffen. Hierfür stellten sie auch kreative Wege vor, wie die Installation von Videos aus dem Lebensalltag in die Fenster eines leerstehenden Gebäudes, die eine zukünftige Belebung denkbar machen sollten.

Tim Mahn sprach als freier Architekt über die Stadtgestaltung in Halle, während Heiderose Wanzelius die Initiative das braunschweiger Forum – Verein zur Förderung bürgernaher Stadtplanung e.V. - vorstellte. Das Forum setzt sich für Transparenz und Teilhabe in der Stadt ein, sowie kritisches Hinterfragen von Maßnahmen.

Abschließend sprach Mathias Kuhn über den Einsatz der Magdeburger Bürger:innen im Stadtteilmanagement Neue & Alte Neustadt und das Bestreben nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Projekte zu initiieren.

Der Abend klang nach vielen spannenden Einblicken mit einem gemeinsamen Grillen im Wächterhaus der Leipziger Denkmalstiftung aus.

Sonntag: Führungen und Abschluss

Am Sonntag fanden abschließend mehrere Führungen statt, die exemplarisch zeigten, wie Bürger:innenbeteiligungsprozesse in der Praxis aussehen können. Eine davon gestaltete Toralf Zinner zum Bürgerbahnhof Plagwitz, einem beeindruckenden Beispiel für Stadtteilentwicklung durch bürgerschaftliches Engagement. An diesem Beispiel zeigt sich exemplarisch, was durch eine aktiven Mitgestaltung entstehen kann: mit einem Bauspielplatz, einem Gemeinschaftsgarten, anliegenden Wohnprojekten des Mietshaussydikats, einer städtischen Unterkunft für Geflüchtete, einem Wagenplatz und Kinderspielplätzen sowie Grünflächen, konnte hier mit der Kraft des gemeinsamen Engagements viel Raum für Bürger:innen und Begegnungen möglich gemacht werden.

Foto: DNS, Lena Lemke

Fazit: Gemeinsam die Zukunft gestalten

Das Netzwerktreffen der Stadtforen 2024 bot eine ideale Plattform, um Ideen und Erfahrungen rund um Bürger:innenbeteiligung, Ehrenamt und Stadtentwicklung auszutauschen. Die vorgestellten Projekte und Initiativen zeigten eindrucksvoll, wie engagierte Bürger:innen ihre Städte mitgestalten und zu einer nachhaltigen, lebenswerten Zukunft beitragen können.

Es war ein inspirierendes Wochenende, das die Teilnehmenden mit neuen Ideen, Kontakten und Motivation nach Hause gehen ließ. Wir freuen uns schon auf das nächste Treffen und auf viele weitere erfolgreiche Projekte!

Zitate aus dem Netzwerk:

  • "Ich engagiere mich für das Stadtforum, weil einer den Anfang machen muss."
  • "Ich engagiere mich, weil das Bauerbe der Nachwelt erhalten werden muss."
  • "Ich engagiere mich, weil mein Herz für Denkmal-Kultur schlägt!"