Am Freitag den 31.05.2024 fanden sich 45 interessierte Teilnehmer:innen zur zweitägigen Holzschindeltagung in Großrückerswalde ein, um eine alte Handwerkstechnik neu zu entdecken. Anlass zur Tagung war die Sanierung des Holzschindeldaches der über 500 Jahre alten Wehrkirche.
In Sachsen und Böhmen sind nur noch wenige dieser historischen Holzschindeldachdeckungen erhalten. Das mit der Herstellung der Schindeln und deren Verwendung verbundene Wissen und Können gerät dadurch zunehmend in Vergessenheit. Die Wehrkirche zu Großrückerswalde ist eines dieser wenigen Objekte mit historischer Holzschindeldachdeckung und gehört zu sechs noch erhaltenen Wehrkirchen des sächsischen Erzgebirges. Derzeit werden die obere Schindellage und die Belüftung der Holzschindeldeckung des Kirchendaches erneuert.
Am ersten Tagungstag wurden bis in die Nachmittagsstunden die unterschiedlichsten Themen rund um Holzschindeln theoretisch betrachtet: Vom historischen Rückblick mit historischen Fotos, über die Neueindeckung des Technischen Museums Frohnauer Hammer und Vorträgen zum konstruktiven und chemischen Holzschutz bis hin zur Verwendung thermisch behandelter Hölzer.
Angeregte Gespräche inspirierte die ausgestellte Schindelsammlung von Kai Florea Richter. Der Zimmerer aus Dresden stellte dankenswerter Weise seine Sammlung von Holzschindeln aus aller Welt für die zweitägige Veranstaltung zur Verfügung.
Im Anschluss an den theoretischen Teil der Fachtagung wurde die Kirche selbst und vor allem die Dachbaustelle besichtigt. Hier konnten die Teilnehmer:innen die Verlegung von handgespaltenen Dachschindeln miterleben und erhielten einen einmaligen Einblick in die handwerkliche Umsetzung und Aufbringung von Holzschindeln.
Zur Exkursion am Samstag durch das tschechische und deutsche Erzgebirge konnten historische sowie modernere Varianten von Holzschindelgiebeln und -dächern entdeckt werden. So wurden u.a. in Lesná die wiedererrichteten Gebäude des Ortes mit verschiedenen Schindeldeckungen besucht. Einen Höhepunkt der Tour bildete die Besichtigung der translozierten Holzkirche von Český Jiřetín aus dem 16. Jahrhundert. Ihren Abschluss fand die Exkursion und Tagung im Freilichtmuseum Seiffen. Mitarbeiter Tobias Kirsche demonstrierte hier eindrucksvoll die Herstellung von Keilnutschindeln.
Während und nach der Veranstaltung erreichte uns positives Feedback, dabei sprach die Teilnehmenden besonders die Kombination der vielfältigen, theoretischen Blickwinkel mit der Besichtigung von Beispielobjekten und der praktischen Vorführung der Schindelherstellung an.
Ein Teil der Anwesenden gründete sogar spontan ein Holzschindelnetzwerk.
Wir danken allen Teilnehmer:innen und Referent:innen für die gelungene Veranstaltung!
Fotos: DNS, Andreas Krause