Bericht zur Tagung „Energieeffiziente Modernisierung am Baudenkmal und im Umfeld“ am 31.08.2024 in Riesa

Beitrag von Sara C. Lamowski

Sich der energieeffizienten Modernisierung am Baudenkmal und im Umfeld zu widmen, ist kein leichtes Unterfangen. Meinungen über die Anwendbarkeit verschiedener Möglichkeiten gehen manchmal weit auseinander – auch unter Fachleuten. Diese Situation besteht bei neuzeitlichen Gebäuden genauso wie am Baudenkmal.

In der Tagung „Energieeffiziente Modernisierung am Baudenkmal und im Umfeld“ in Riesa widmeten wir uns zusammen mit der Kreishandwerkerschaft Region Meißen genau diesen Themen: Welche Möglichkeiten eignen sich zur energetischen Sanierung von Baudenkmalen? Wo liegen deren Vor- und Nachteile und wann muss auf eine energetische Ertüchtigung am historischen Objekt verzichtet werden? Was gibt es in einem solchen Fall für Lösungen?

Um bei allen diesen Fragen erste Orientierungsansätze zu bieten, kamen Fachleute aus der Forschung, Anwendung und des Handwerks zu Wort und berichteten von ihren Aufgabenfeldern, Erfahrungen und Forschungsergebnissen. Es gab viel Raum für Fragen und Diskussionen über das Für und Wider verschiedener Ansätze und energetischer Sanierungsmaßnahmen.

Den Anfang nahm die Tagung mit den Begrüßungen der Kreishandwerkerschaft Region Meißen und des Denkmalnetzes Sachsen. Diesen schloss sich Marco Müller, Oberbürgermeister der Stadt Riesa und Dr. Konstantin Hermann vom Landesamt für Denkmalpflege an. Mehrfach wurden der Wert von Denkmalen und die Wichtigkeit, diese mit nachhaltigen und durchdachten energetischen Sanierungsmaßnahmen in die Zukunft zu führen herausgestellt. Welchen außerordentlichen Wert das Handwerk dabei spielen wird und welche Ideen dafür realisiert werden, kamen zur Sprache. Dies sollte auch die anschließende Führung durch den Elbflügel des Ritterguts Riesa im Stadtteil Gröba zeigen.

Josephine Voigt, Restauratorin im „WIR! – Projekt“ (Wandel durch Innovation in der Region) der Innovationsakademie des Handwerks Elbregion Meißen, übernahm zusammen mit Thomas Margenberg, Geschäftsführer der Inno-Handwerk Region Meißen gGmbH, die Führung durch den Elbflügel. Die gemeinnützige GmbH wurde zu dem Zweck gegründet, den Elbflügel auszubauen und ihm verschiedene Nutzungen zuzuführen. Mit Student:innen des Studiengangs „Gebäude- und Energietechnik“ der Staatlichen Studienakademie Riesa werden in den verschiedenen Bereichen des Elbflügels Energiesysteme entworfen und erprobt, die dann experimentell im Elbflügel eingebaut und bewertet werden. Mit diesem Projekt wird der Elbflügel zum „R– Reallabor Rittergut Riesa“.

Josephine Voigt und Thomas Margenberg zeigten bei der Führung auf, dass der Elbflügel im Wesentlichen in drei unterschiedlich beheizte Nutzungsbereiche unterteilt wird. Die Kranhalle bleibt ein Kaltbereich. Hier werden Lagermöglichkeiten geschaffen, die gegebenenfalls auch zu einem in Sachsen derzeit fehlenden Bergelager für historische Bauteile ausgebaut werden können. Der Mittelteil wird zu einem Warmbereich mit Büro- und Tagungsräumen umgebaut. Die hintere Halle wird teilbeheizt. Zukünftig befinden sich hier eine Wohnung für die Jugendbauhütte, Zimmer für Wandergesell:innen sowie Werkräume, eine Kommunikations- und eine Prozesswerkstatt. Türbeschläge und Fußböden bleiben erhalten und werden in die neue Gestaltung der umgenutzten Räume integriert. Genauso verhält es sich mit den anderen verbliebenen Zeugnissen der historischen Traforeperaturwerkstatt: die alte Elektroinstallation und technische Einrichtungen verbleiben als Anschauungsstücke und gleichzeitig Stilelemente vor Ort.

Das Dämmkonzept wirft derzeit noch Fragen auf, denn wie gut die am besten hierfür geeigneten Stellen erreichbar sind, ist derzeit noch ungeklärt. Hinzu kommen Überlegungen welche Dämmmöglichkeiten es geben wird, damit eine durchgehende Dämmebene geschaffen wird. Derzeit ist auch das Heizkonzept noch offen. Dies liegt im Ansatz des gemeinsamen Projektes mit der Studienakademie begründet. Die Student:innen sollen in ein Langzeitprojekt eingebunden werden, in dem sie die Möglichkeiten haben, experimentelle Ansätze zu entwickeln und zu verfolgen. Prof. Dr.-Ing. Alexander Buchheim, von der Staatlichen Studienakademie Riesa, vertiefte diese Herangehensweise in seinem Vortrag, in dem er über die Motivation und den Hintergrund des zukünftigen, mehrsemestrigen Studienmoduls mit der Innovationsakademie des Handwerks Elbregion Meißen referierte und die Wichtigkeit von praxisintegrierter Lehre einging.

In weiteren Vorträgen wurde auf Überlegungen und Möglichkeiten energetischer Sanierungsmaßnahmen eingegangen. Ronny Erfurt, Eigentümer des Brauhauses am Bahnhof Halsbrücke und Architekt, erläutert die Ertüchtigungsmaßnahmen des einstigen Bahnhofsgebäudes. Durch die Abwägung von Investition, Arbeitsaufwand und der zukünftigen Nutzung des ehemaligen Bahnhofes als Restaurant, Brauhaus und Veranstaltungsort, entschied er sich, das Dach und die Zwischenfußböden zu dämmen. Teilweise wurde dabei allerdings auf energetische Sanierungsmaßnahmen verzichtet, weil sie zu hohe Investitionen verursacht hätten.  

Robby Fitzner, Bautechniker bei UdiDämmsysteme, ging auf die Vorteile von diffusionsoffenen Holzfaserdämmstoffen ein. Sie sind besonders gut anpassbar an Deckenbalken und sichtiges Fachwerk. Verschwiegen wurde nicht, dass sich bei verschiedenen Innendämmungen der Taupunkt in das Mauerwerk verschieben kann, was bedeutet, dass die Wand konstant von innen befeuchtet wird. Um dies zu vermeiden, wird der Taupunktausfall vorher berechnet und angepasstes Material eingesetzt.

Stefan Vetter, Seniorberater für Wohnen und Mobilität bei der Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH, beschrieb anhand von Objektbeispielen die Möglichkeiten und Grenzen von Solaranlagen auf Denkmalen. Hierbei ging er besonders auf Lösungen und Einigungen ein, die in Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden gefunden wurden. Er zeigte zusätzlich Alternativen zu Aufdachanlagen auf und ging auf die Möglichkeit ein, Photovoltaik auf kommunalen Liegenschaften aufzubringen, um damit umliegende Objekte energetisch zu versorgen.             

Im anschließenden Fachgespräch tauschten sich Thomas Margenberg, Stefan Vetter, Prof. Dr.-Ing. Thomas Naumann von der Hochschule für Technik und Wirtschaft, mit Konrad Nickel, Vorsitzender des GIH Sachsen e.V. – Gebäudeenergieberater Ingenieure Handwerker Landesverband Sachsen, aus. Silvio Günzel, Leiter der Kommunikationswerkstatt der Kreishandwerkerschaft Region Meißen, moderierte dieses Gespräch. Hier wurden Aspekte der Vorträge noch einmal vertieft und die Bedeutung von Praxisbezügen in der Lehre hervorgehoben. Des Weiteren wurde die Wohnqualität in verschiedenen Bauformen erörtert und derzeitige Unsicherheiten von Bauherr:innen angesprochen, die aufgrund wechselnder Förderungen und Förderrichtlinien in den vergangenen Monaten zugenommen hat. Am Schluss wurde noch einmal die Innendämmung aufgrund der Gefahr des sich in die Wand verlagernden Taupunktausfalls Gegenstand des Gespräches. Dabei wurde festgestellt, dass die Möglichkeit einer gut geplanten Innendämmung für viele denkmalgeschützte Objekte eine der wenigen verträglichen Optionen der energetischen Ertüchtigung darstellt.

Nach den Vorträgen und während des Fachgespräches konnten die Teilnehmer:innen Fragen stellen, die jeweils ausgiebig beantwortet wurden. In den Pausen gab es regen Austausch untereinander. Schnell bildeten sich Gesprächsgruppen. Die Beiträge verschafften eine gute Orientierung und derzeitige Bestandsaufnahme von Möglichkeiten der energieeffizienten Ertüchtigung am Baudenkmal. Möglichkeiten, die das Umfeld zusätzlich bietet, wurden erwähnt. Es bot sich die seltene Gelegenheit, von Fachleuten, zumeist mit einer handwerklichen Grundausbildung, mehr über derzeitige Möglichkeiten und Grenzen der energetischen Sanierung am Baudenkmal zu erfahren. Besonders hervorhebenswert war an diesem Tag das Zusammenspiel aus Forschung und Handwerk, welches zukünftig zu neuen Erkenntnissen im „R3- Reallabor Rittergut Riesa“ führen wird.

Angeregt durch die große zukunftsweisende Bedeutung des Themas „Denkmale und energetische Ertüchtigung am Objekt und im Umfeld“ und durch die derzeitigen Unsicherheiten von Hauseigentümer:innen wurde die Idee einer Folgeveranstaltung geboren, die voraussichtlich im Frühjahr 2025 stattfindet.

Fotos: DNS, Andreas Krause