Denkmaleigentümer:innen stehen vor einer besonderen Aufgabe: Wie lässt sich historische Bausubstanz bewahren und gleichzeitig der Energieverbrauch senken? Welche Fördermöglichkeiten gibt es? Und was genau steckt hinter der „BEG“? Wir wissen, dass diese und viele weitere Fragen Denkmaleigentümer:innen beschäftigen – deshalb haben wir uns für Sie an Frau Sarah Leps, Diplom-Ingenieurin und Energieberaterin, gewandt.

Im Interview gibt sie wertvolle Einblicke in Förderprogramme, nachhaltige Sanierungskonzepte und die speziellen Herausforderungen im Denkmalschutz. Erfahren Sie, wie Denkmal und Energieeffizienz erfolgreich miteinander verbunden werden können.

Liebe Frau Leps, aus Ihrer Sicht, was sind die größten Herausforderungen bei der energetischen Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden?

Das Spannende und Herausfordernde an denkmalgeschützten Gebäuden ist, dass jedes Einzelne seine eigene Geschichte erzählt – und diese Geschichte darf bei der energetischen Sanierung nicht verloren gehen. Wir haben es mit Bauwerken zu tun, die oft über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gewachsen sind und dabei unterschiedliche Materialien und Techniken vereinen. Manchmal begegnen wir in einer einzigen Außenwand verschiedenen Baustoffen mit sehr unterschiedlichen energetischen Eigenschaften.

Standardlösungen, wie sie bei modernen Gebäuden häufig eingesetzt werden – etwa Wärmedämmverbundsysteme – sind hier meist weder möglich noch gewünscht. Dazu kommen die Anforderungen der Denkmalschutzbehörden, die uns Grenzen setzen, aber auch Spielräume bieten, wenn man sie richtig versteht. Der Schlüssel ist, sich intensiv mit dem Gebäude auseinanderzusetzen, lieber einmal mehr hinzusehen und die Sanierungsstrategie flexibel an neue Erkenntnisse anzupassen.

Am Ende wollen wir nicht nur die Energieeffizienz verbessern, sondern auch sicherstellen, dass zukünftige Generationen die besondere Atmosphäre und den historischen Charme dieser Gebäude erleben können.


Eine konkrete Möglichkeit für Unterstützung von Denkmaleigentümer:innen ist die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Welche konkreten Maßnahmen können durch die BEG für denkmalgeschützte Gebäude gefördert werden?

Eine der elegantesten Lösungen ist die Innendämmung. Sie verbessert die Energieeffizienz erheblich, ohne das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes zu verändern. Allerdings ist diese Maßnahme nicht ganz ohne Risiken – falsch ausgeführt, kann sie Wärmebrücken und Feuchteschäden begünstigen. Deshalb sollte sie von Expert:innen konzipiert und überwacht werden.

Für Fachwerkhäuser bieten sich beispielsweise Holzfaserdämmplatten und Lehmputz an. Diese Materialien sind nicht nur ökologisch, sondern passen auch hervorragend zur historischen Bausubstanz. Eine Wandheizung kann hier sinnvoll integriert werden, was besonders bei niedrigen Raumhöhen von Vorteil ist.

Auch authentische, denkmalgerechte Fenster spielen eine zentrale Rolle. Werden diese ausgetauscht, lässt sich durch geschickte Anpassung der Einbaulage verhindern, dass die Laibungen mit einer moderaten Außendämmung optisch „verloren“ gehen und dass ein Schießscharten-Effekt entsteht. Und falls die historischen Fenster wie Kastenfenster erhalten bleiben sollen, können wir sie umfassend ertüchtigen und auch fördern lassen.


Immer mehr Denkmaleigentümer:innen stellen sich auch die Frage nach Nachhaltigkeit. Inwieweit trägt die energetische Sanierungen im Denkmalschutz zu einer nachhaltigen Zukunft bei?

Denkmalschutz ist Klimaschutz – das wird oft unterschätzt. Indem wir historische Gebäude erhalten, bewahren wir die sogenannte „graue Energie“, also die Energie, die in die Herstellung der Bausubstanz bereits investiert wurde. Im Gegensatz zu einem Neubau sparen wir hier enorme Ressourcen ein.

Zudem ist der Einsatz nachhaltiger Materialien bei historischen Gebäuden häufig besonders naheliegend, da viele der ursprünglichen Baustoffe aus natürlichen Quellen stammen und lokal verfügbar waren. Materialien wie Lehm, Holz oder Kalkputz lassen sich heute durch innovative Techniken weiterentwickeln und effizient einsetzen.

Durch eine energetische Sanierung schaffen wir effiziente und komfortable Wohnverhältnisse. Je besser die Gebäudehülle optimiert ist, desto besser können erneuerbare Energien eingesetzt werden. Das Ergebnis: Wir erhalten die kulturelle Identität der Gebäude, während wir gleichzeitig aktiv zur Energiewende und zu klimaneutralen Wohnkonzepten beitragen – eine echte Win-win-Situation.



Neugierig auf mehr?

Dieser Auszug aus dem Interview bietet erste Einblicke in die Herausforderungen und Möglichkeiten der energetischen Sanierung denkmalgeschützter Gebäude. Doch es gibt noch viele weitere Fragen, die wir für Sie mit Frau Leps besprochen haben.


Lesen Sie hier weiter:

 📌 Anforderungen BEGWelche Anforderungen gelten für BEG?
 📌 Weg zur FörderungWie läuft der Antragsprozess ab?
 📌 Sanieren im Vergleich: Baudenkmalen vs moderne Gebäude?
 📌 Programme und BeratungsangeboteWelche Programme und Beratungsangebote helfen?
 📌 Zukunft energetische SanierungWie sieht die Zukunft der Denkmal-Sanierung aus?
 📌 Chancen für die Zukunft: Welche Chancen bietet die energetische Sanierung am Denkmal?


Sie haben weitere Fragen wünschen sich Unterstützung? Unsere Berater:innen helfen Ihnen gerne weiter - jetzt Beratung anfragen!

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Zum Porträt: Fau Dipl.-Ing. Sarah Leps und ihr Team von Projekt E bieten eine ganzheitliche Beratung für die energetische Sanierung von Bestandsgebäude an. Dabei liegt Ihr Fokus auf der Erarbeitung umfassender Lösungen, die gemeinsam mit Bauherr:innen, Fachbetrieben und Fachplaner:innen alle Aspekte der Sanierung in Einklang bringen.

Foto: Projekt E