Ein Beitrag von Vanessa Wilson und Barbara Ditze

Eine Börse für historische Bauteile: Ein wichtiger Schritt für den Denkmalschutz und die Bauwende in Sachsen „Suche historische Stallfenster - Foto anbei.“ „Ich habe Pflastersteine von meiner neuen Hofpflasterung abzugeben. Können Sie mein Angebot in Ihrem Netzwerk verbreiten?“ „Wir arbeiten mit wiederverwerteten Baumaterialien. Lasst uns zusammenarbeiten.“ So oder so ähnlich lauten die Anfragen, die uns als Denkmalnetz Sachsen erreichen. Auch wenn der Bedarf hoch ist, können wir den einzelnen Anfragen nicht gerecht werden. Hier braucht es ein strukturiertes System, das Angebot und Nachfrage miteinander verbindet.

Als Denkmaleigentümer:in ist man häufig auf der Suche nach regionalen historischen Bauteilen. Doch viele der früheren Bauteillager und-höfe, die in den 90er Jahren als Anlaufstellen für historische Materialien dienten, existieren heute nicht mehr. Vertreter:innen des Landesdenkmalamtes und der unteren Denkmalbehörden bestätigen den Bedarf an einfachen und unkomplizierten Möglichkeiten, untereinander in Kontakt zu kommen. Die Wiederverwendung von Bauteilen ist nicht nur ein zentrales Element des Denkmalschutzes, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zur Bauwende, indem sie den Fokus auf nachhaltige Baupraktiken legt.

Projekt Bauteilbörse im Denkmalnetz Sachsen gestartet

Als aktive:r Netzwerker:in haben wir uns der Aufgabe angenommen, Lösungen zu finden, die Denkmaleigentümer:innen sowohl bei der Suche nach historischen Bauteilen als auch bei der Abgabe von Materialien unterstützen. Gleichzeitig soll dieses Angebot einen Beitrag zur Bauwende in Sachsen leisten. In den kommenden Monaten möchten wir deshalb den Dialog mit verschiedenen Akteur:innen aus der Denkmalpflege und dem Bereich des zirkulären Bauens intensivieren, um die konkreten Bedürfnisse und Erwartungen der Beteiligten zu verstehen. Ziel ist es, eine fundierte Vorstellung davon zu entwickeln, wie ein regionales Angebot aussehen kann, das sowohl den Anforderungen der Denkmalpflege als auch den Prinzipien des zirkulären Bauens gerecht wird.

Ein (Bau-)Teil nach dem anderen

Die Veranstaltung „Spektakulär Zirkulär“ des Teams Zirkuläres Bauen im Oktober 2024 (Rückblick Spektakulär Zirkulär) gab uns einen ersten Anlass den Bedarf an einer Bauteilbörse für historische Materialien einzufangen, um den Bedarf an einer Bauteilbörse für historische Materialien zu prüfen. Besucher:innen hatten die Gelegenheit, ihre Gedanken und Ideen zum Thema auf Beteiligungswänden zu notieren. Dabei wurden wertvolle Impulse gesammelt, die nun in die Weiterentwicklung des Projekts einfließen.

Erste Gespräche mit verschiedenen Interessensgruppen, darunter Vertreter:innen des Landesamtes für Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörden, haben gezeigt: Der Bedarf einzelne Bauteile anzubieten und zu erstehen ist eindeutig vorhanden. Um zirkuläres Bauen in der Denkmalpflege effektiv zu gestalten, braucht es ein gut vernetztes System, in dem unterschiedliche Akteur:innen zusammenarbeiten. Aktuell sind die Strukturen jedoch oft unübersichtlich, und es fehlt sowohl an systematischer Erfassung als auch an geeigneten Lagerstätten für historische Bauteile. Auf Basis dieser ersten Erkenntnisse haben wir fünf zentrale Aufgabenfelder definiert, an denen wir Schritt für Schritt arbeiten:

1. Analyse der aktuellen Situation: Derzeit erstellen wir eine umfassende Bestandsaufnahme der bestehenden Akteure, Strukturen und Angebote. Gleichzeitig sichten wir relevante Literatur, um eine solide Grundlage für das Projekt zu schaffen.

2. Erfassung und Normierung: Ein wichtiger Betrachtungsschwerpunkt liegt auf der rechtlichen Frage der Wiederverwendung von Bauteilen. Welche Bauteile dürfen wie wiederverwendet werden, und welche rechtlichen Anforderungen müssen erfüllt sein? Ebenso stellt sich die Frage, wie detailliert Bauteile erfasst und denkmalpflegerisch eingeordnet werden müssen.

3. Logistik und Lagerung: Um Bauteile sicher zu verwahren und später zugänglich zu machen, erkunden wir Konzepte für Logistik und Lagerung. Wie können hier bestehende Anbieter von Bauteillagern mit digitalen Angeboten verknüpft werden. Braucht es hier ggf. doch ein vernetzendes (digitales) Modul?

4. Kompetenzen und Wissensvermittlung: Bauteile anschaffen allein reicht nicht. Es bedarf auch einer fachkundigen Wissensbasis für die Aufbereitung und den Einbau. Welche Vermittlungsangebote gibt es und wo muss das professionelle Handwerk ran.

5. Vernetzung: Workshops und Veranstaltungen sollen den Austausch zwischen Akteur:innen fördern und die Zusammenarbeit stärken. Ziel ist es, klare Abläufe zu schaffen, die späteren Nutzern zugutekommen. Mit der Bauteilbörse wollen wir eine Plattform schaffen, die nicht nur die Denkmalpflege stärkt, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Bauwende in Sachsen leistet. Die Wiederverwendung historischer Bauteile ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren und ressourcenschonenderen Baukultur – und wir freuen uns, diesen Weg gemeinsam mit Ihnen zu gestalten!


Kontakt
Bei Fragen wenden Sie sich gerne an vanessa.wilson@denkmalnetzsachsen.de.