Die Kulturlandschaft im ländlichen Raum besitzt viele lokale Bautraditionen mit umfangreichen Zeugnissen der Volksbauweise. Die Ortsbilder sind jedoch oft durch ortsuntypische Neubauten und Verstädterung, einem Prozess der mit der Industrialisierung begonnen hat und bis heute anhält, gestört. Es gibt aber auch Dörfer die ihr traditionelles Ortsbild bewahren konnten. Diese Orte haben einen besonderen denkmalpflegerischen Wert, hohe Lebensqualität und nicht zuletzt auch eine ökologische Bedeutung. Diese Dörfer und Landstädte mit ihrem Potential in den Mittelpunkt zu rücken, und damit auch die Arbeit der „IG Sachsens Schönste Dörfer“, war Ziel der Tagung.

Der Faktorenhof ist ein repräsentativer Dreiseithof in zentraler Lage in Eibau und er wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Literatur als Perle der Lausitzer Barockbaukunst beschrieben. Das ab 1717 erbaute Ensemble eines vermögenden Händlers weist viele Merkmale der Schlossbaukunst der damaligen Zeit auf. Ein Anker im Schlussstein des Eingangs weist auf den womöglich betriebenen Überseehandel hin. Die große Eingangshalle im Erdgeschoss und der ausgemalte Saal im Obergeschoss unterstreichen die repräsentative Funktion des Gebäudes. Heute beherbergt der Faktorenhof die Touristinformation und das Heimatmuseum. In den Nebengebäuden befindet sich das Restaurant „Eibauer Brauhaus“, welches für die gastronomische Begleitung der Tagung sorgte.

Die Tagung stand in diesem Jahr unter dem Motto „Alt und Schön – Unerkannte Potentiale von Dörfern“. Die ca. 30 Teilnehmer, die am 21. September bei schönsten Wetter angereist waren, zeigten sich vom Tagungsort begeistert und besichtigten zunächst die Veranstaltungsräume.
Durch die Tagung konnten die Teilnehmer feststellen, dass es im Land viele Dörfer gibt, die ein hohes touristisches Potential haben. Leider gelingt es in Sachsen nicht, dieses in vollem Umfang zu nutzen. Ein Blick in andere europäische Länder zeigt vielfältige Beispiele, wie diese Dörfer durch extensiven Tourismus einen ökonomischen Mehrwert bekommen und so zum Erhalt des Ortsbildes beitragen, ohne ins Klischeehafte zu driften. Das international anerkannte Label „Schönste Dörfer“ könnte dazu beitragen, erfährt aber hierzulande nicht die Resonanz wie anderswo in Europa. In Sachsen sind derzeit neun und in Brandenburg sechzehn Dörfer in diesen Vereinigungen. Das Interesse in Bevölkerung und Politik scheint gering. Im Gegensatz dazu sind die schönsten Dörfer in Frankreich eine Erfolgsgeschichte mit derzeit 178 Mitgliedsgemeinden. Über eintausend Gemeinden haben einen Antrag zur Mitgliedschaft gestellt. Bedauerlich ist, wie bereits erwähnt, dass es in Deutschland keinen Dachverband auf nationaler Ebene gibt.

Fotos: Landesverein Sächischer Heimatschutz e.V./Andreas Krause